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25. Januar 2022

Beruf und Berufung - als Politiker in einer Politagentur

Seit sieben Jahren arbeite ich bei polsan. Seit fünf Jahren politisiere ich für den Freisinn im Berner Stadtparlament und seit einem Jahr als Co-Fraktionspräsident. Als aktiver Politiker selber in einer Politagentur arbeiten, geht das? Klar geht das!

Zu meinem Job gehört es, für Verbände und Vereine Positionen zu erarbeiten und in den politischen Prozess einzubringen. Als Milizpolitiker bin ich umgekehrt darauf angewiesen, bei komplexen Sachgeschäften auf das Fachwissen von zivilgesellschaftlichen Organisationen zurückgreifen zu können. Ich kenne beide Seiten, und mein Verständnis für sie hat sich über die Jahre geschärft. Als Projektleiter in der Politikberatung weiss ich, worauf Politiker angewiesen sind, und als Politiker ist mir klar, wie ein Verband vorgehen muss, wenn er die Politik von der Notwendigkeit eines Anliegens überzeugen will. Milizparlamente sind auf eine gut organisierte Zivilgesellschaft angewiesen – und umgekehrt. Zu Unrecht haftet diesem wechselseitigen Verhältnis unter dem Label „Lobbying“ oft etwas Negatives an.Damit dieses Verhältnis zwischen Politik und Zivilgesellschaft aber demokratisch bleibt, müssen zwingend einige Grundregeln beachtet werden. Politische Arbeit, sei es als Politiker, sei es für einen Verband, hat transparent, faktenbasiert und authentisch zu erfolgen. Es sind Regeln und Werte, die der Agentur ebenso wichtig sind wie mir persönlich. Ich könnte weder als Politiker Positionen einnehmen, welche mit meinen Grundwerten nicht vereinbar sind, noch könnte ich für meine Kunden glaubwürdige Arbeit leisten, wenn ich mir nicht sicher wäre, gemeinsam mit ihnen das „Richtige“ zu tun. Zentral ist dabei für alle Beteiligten, dass ich mir der Grenzen beider Rollen jederzeit bewusst zu bin. Interessenkonflikte lassen sich nicht immer vermeiden. Wichtig ist nur, sie frühzeitig zu erkennen, offen anzusprechen und adäquat zu handeln. Denn Glaubwürdigkeit ist das A und O, ganz egal in welcher Rolle ich agiere.

Entgegen kommt mir, dass nebenberufliches Engagement wie meines in einem Milizparlament bei polsan unterstützt wird. Ich habe hier die Möglichkeit, im Bedarfsfall auch mal tagsüber auf Ereignisse reagieren oder an Sitzungen teilnehmen zu können. Inspirierend sind die leidenschaftlich geführten politischen Debatten am Mittagstisch. Nicht alle sind bei polsan selbst parteipolitisch aktiv. Aber alle sind sehr politisch, haben ihre eigene Meinung, ihre Ansichten und Werte. In der Schweiz wird die politische Debatte oftmals unnötig tabuisiert. Man geht sich lieber aus dem Weg, als sich über ein aktuelles Thema zu unterhalten. Bei polsan ist das anders. Wir debattieren, wir diskutieren, manchmal streiten wir sogar, und das ist gut so. Und ja, es kann deshalb auch schon mal vorkommen, dass ich meinen Standpunkt revidiere und mich mit einer anderen Einstellung auf den Weg ins Berner Stadtparlament mache. Weil sich parteipolitisches Engagement und die Arbeit in einer Politagentur nicht nur vereinbaren lassen, sondern bisweilen gegenseitig befruchten.

Thomas Berger

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